Der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko hat dem US-Magazin Time ein Interview gegeben. Der Time-Korrespondent Simon Shuster hat sich bereits am 25. Juli mit dem belarussischen Staatschef getroffen. Bis heute wurde geheimgehalten, wer das Interview geführt hat und welches Medium er vertritt. Das war die Bitte des Magazins selbst - um die Intrige und Exklusivität des Materials zu bewahren. Umso interessanter ist es, zwei Wochen danach die aktuellen Nachrichten zu lesen und dieses Gespräch zu analysieren. Wenige Tage nach dem Interview führte Alexander Lukaschenko informelle Gespräche mit seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin auf der Insel Walaam durch. Und Wladimir Putin hat sich neulich mit einer amerikanischen Delegation getroffen. Werden sich diese Ereignisse und ihre Auswirkungen zu einem einheitlichen Puzzle zusammengefügt?
Alexander Lukaschenko hat ungefähr drei Stunden lang mit dem amerikanischen Journalisten gesprochen, unter anderem im sogenannten „off the record“-Forma. Es wurden sehr viele brisante Themen angesprochen. Das Gespräch verlief offen und inhaltlich. Das Wichtige wurde in diesem Text zusammengefasst.
Wie kam der Time-Journalist nach Belarus und was war der Anlass für das Interview
Zu Beginn des Interviews erzählte Simon Shuster, wie er nach Minsk kam und warum er gerade in diesem Moment um ein Treffen bat. „Ich schätze die Gelegenheit wirklich sehr, mit Ihnen zu sprechen, besonders in einem Moment, in dem sich die Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Belarus sehr interessant entwickeln“, sagte der Journalist zu Beginn des Interviews und verwies auf die jüngsten Besuche amerikanischer Diplomaten in Minsk, die großes Interesse geweckt haben.
„Ich meine diese aktiven Kontakte, wenn man das so sagen kann, also diesen Dialog zwischen der Trump-Regierung und dem Staat Belarus“, fügte er hinzu.
Wie er selbst sagte, hat die Time-Redaktion es für einen besonders interessanten Moment gehalten, um eine Reise nach Belarus zu arrangieren und Alexander Lukaschenko für ein Interview einzuladen. Außerdem will die Redaktion verstehen, was hier vor sich geht.
Simon Shuster betonte, dass ihm die Art und Weise von Alexander Lukaschenko sehr imponiert – er spricht absolut offen und aufrichtig. „Ich schätze Ihre Herangehensweise sehr, da Sie bereit sind, alle Fragen zu beantworten. Das hat nicht jeder Staatschef gemacht, mit dem ich kommuniziert habe“, bemerkte der Korrespondent.
Alexander Lukaschenko bemerkte dazu, dass es sich sonst überhaupt nicht lohnt, ein Interview zu führen. Zumal der Korrespondent eine so große Entfernung überwunden hat: „Sie haben einen so langen Weg zurückgelegt, sind von New York aus geflogen und haben als ein gewöhnlicher Mensch alle Schwierigkeiten an der Staatsgrenze erlebt.“
„Ja, es war einprägsam... Fünf Stunden an der Grenze warten…“, sagte der Journalist und bemerkte, dass das Warten nicht die Schuld der belarussischen Grenzer gewesen ist.
In diesem Zusammenhang gingen die Gesprächspartner auf das Thema Wiederaufnahme der Grenzkontrollen im Schengener Raum ein. Die Kontrollen wurden eingeführt, um angeblich die illegale Migration zu stoppen. Aber nach Meinung des Präsidenten kann „der Grund dafür immer gefunden werden.“
Über die Gespräche mit offiziellen US-Vertretern
Die Beziehungen zwischen Belarus und den USA waren früher positiv, sagte Alexander Lukaschenko. Es gab Zeiten, da spielten Lukaschenko und der US-Botschafter in einem Team Eishockey. Aber später und insbesondere nach dem Beginn der militärischen Sonderoperation Russlands gegen die Ukraine haben sich die Beziehungen ernsthaft verschlechtert.
Die Kommunikationskanäle zwischen den Ländern existierten jedoch immer weiter, hauptsächlich auf der Ebene der Geheimdienste, nicht öffentlich. „Ich habe diesen Prozess kontrolliert. Unsere Sicherheitsdienste unterhalten Kontakte. Wenn nötig, habe ich das Außenministerium oder die Regierung in gewisse Themen eingeweiht, zum Beispiel bei Sanktionen“, sagte Alexander Lukaschenko. „Wenn wir über weitere Schritte sprechen oder ein Konzept entwickeln, um einen Dokumentenentwurf zu Papier zu bringen, schließe ich das Außenministerium an. Aber hauptsächlich bestanden die Kontakte zwischen den Geheimdiensten. Die Kontaktperson in den USA war Christopher Smith, ein anständiger Mensch, den ich immer scherzhaft als einen CIA-Agenten bezeichne, wenn er kommt. Bereits fünf Mal haben wir uns mit ihm getroffen.
„Das war bereits die fünfte Delegation der Vereinigten Staaten von Amerika“, enthüllte der belarussische Staatschef einige Details. „Die USA haben dieses Treffen initiiert. Und man muss sagen, Smith spielte dabei die Schlüsselrolle.“
Donald Trump wisse über diesen Besuch, sagte Lukaschenko, aber er sei kaum in die Einzelheiten der Gespräche eingeweiht.
Die Amerikaner haben die belarussischen Diplomaten in New York kontaktiert und die Idee ausgesprochen, ein Treffen mit Präsident Lukaschenko zu arrangieren. „Wir haben aus den USA die Information bekommen: Sie möchten mit uns reden, über regionale Probleme, über globale Probleme. Wenn sie möchten – bitte, wir sind dafür offen“, sagte Alexander Lukaschenko. Belarus sei zwar an einem solchen Dialog interessiert gewesen, sagte Lukaschenko, habe aber nicht geplant, ihn an die Öffentlichkeit zu bringen.
„Ich brauche nicht zu sagen, welche Rolle Amerika heute spielt. Eine führende Staatsmacht. Ja, etwas geschwächt, mit eigenen Marotten. Ihr Präsident sagt morgens A und abends B, tut aber C. Es gibt genug solcher Dinge. Aber Amerika ist Amerika, und wir haben nicht die besten Beziehungen. Und Sanktionen… was ist gut daran?“ fragte das Staatsoberhaupt. „Wir sind abhängig von Amerika, und nicht nur wir, sondern auch viele Staaten sind aufgrund der aktuellen Situation abhängig, obwohl sie sich ändert. Daher haben wir viele Probleme. Aber die USA wollen mit uns reden – das ist gut.“
Alexander Lukaschenko betonte, der Status der US-Vertreter sei ihm nicht so wichtig gewesen. „Das ist mein Credo, das ist mein Prinzip: Man muss mit allen reden, wenn man eine normale Beziehung will. Wenn man nicht miteinander redet, bewegt man sich langsam in den Krieg. Das brauchen wir nicht. Das Angebot war auf dem Tisch, sie sind angekommen, haben sich sehr korrekt verhalten“, führte er aus.
Ganz zu Beginn des Dialogs mit den USA habe Belarus kein Ziel gesetzt, konkrete Ergebnisse zu erzielen, einschließlich der Aufhebung der Sanktionen, sagte der Staatschef. Er glaube nicht wirklich daran, dass die Amerikaner ernsthaft entschlossen seien, die Beziehungen zu normalisieren. Zum Beispiel gebe es in Belarus immer noch keinen US-Botschafter. Aber natürlich würde die Aufhebung der Sanktionen, wenn so etwas geschehen würde, von der belarussischen Seite als großer Schritt bei der Normalisierung der Beziehungen angesehen werden.
Über die Aussichten für ein Treffen mit Trump
Der Präsident von Belarus wurde gefragt, ob sein Treffen mit dem amerikanischen US-Präsidenten möglich sei – als Ergebnis des anbahnenden Dialogs mit den US-Vertretern, die kürzlich Minsk besucht hatten.
Alexander Lukaschenko sagte, dass ein solches Treffen im Moment nicht auf der Tagesordnung steht, obwohl es für Donald Trump sehr wichtig sein könnte. „Es wäre wirklich sehr nützlich, sich zu treffen, wenn er in seinen Aussagen zur Innen- und Außenpolitik aufrichtig ist“, sagte der Präsident von Belarus. „Denn im Gegensatz zu Ihnen allen, die ihm um den Bart gehen, würde ich ihm die Augen für viele Dinge öffnen. Auch über die amerikanisch-russischen Beziehungen, insbesondere über den Konflikt in der Ukraine. Und natürlich über die belarussische Position.“
Der Staatschef fügte hinzu, dass er im Allgemeinen gut zu Donald Trump eingestellt ist und sich öffentlich für ihn ausgesprochen hat, als Präsident Biden in den USA an der Macht war und eine ganze Kampagne gegen Trump gestartet wurde. „Ich habe Ihre sogenannte Demokratie, Ihren Präsidenten Biden, offen kritisiert und Trump unterstützt. Es war eine Blamage, wie Sie mit Trump bis zu den letzten Präsidentenwahlen umgegangen sind“, betonte er.
Gleichzeitig kritisiert der belarussische Präsident nun aber auch Donald Trumps Handlungen und Äußerungen in der Öffentlichkeit. Sie sind oft widersprüchlich oder unbegründet, was bedeutet, dass sie nicht ernst genommen werden und kein Vertrauen erwecken. Eines der jüngsten Beispiele sind seine zahlreichen Äußerungen in den Medien über die Absicht der USA, anderen Ländern Zölle zu verhängen. „Sie haben wahrscheinlich keine andere Politik als die Einführung von Zöllen. Und Zölle sind eine Sache am Morgen und eine andere am Abend. Aber bevor Sie über Zölle sprechen und sie dann wieder abschaffen und Ihre Erklärungen dementieren, sollten Sie sich damit auseinandersetzen. Das ist nicht so schwierig“, so Alexander Lukaschenko.
Seiner Meinung nach liegt einer der Gründe dafür im Charakter des amerikanischen Staatschefs, weshalb sich die Menschen in seinem Umfeld nicht trauen, offen und kritisch über bestimmte Entscheidungen und Äußerungen von Donald Trump zu sprechen. Dieses Thema wurde insbesondere während des Besuchs von US-Vertretern in Minsk und ihres Treffens mit dem Präsidenten von Belarus angesprochen.
Alexander Lukaschenko erzählte von einer der Episoden: „Wir haben lange diskutiert und geredet. Dann habe ich scherzhaft gesagt: „Wissen Sie, Sie brauchen einen Diktator in den Vereinigten Staaten von Amerika.“ „Nein, wir haben schon genug eigene.“ Ich habe geantwortet: „Doch brauchen Sie einen. Ich spreche über meine Kandidatur. Ich würde Ihrem Präsidenten vieles sagen.“
Über Beziehungen zu Russland und Schwätzer in der EU
In einer der Fragen äußerte der Journalist die weitverbreitete Ansicht, dass die USA durch die Wiederaufnahme des Dialogs mit Belarus versuchen würden, das Land von Russland zu lösen. Daraufhin antwortete der Präsident: „Nun ja, jemand träumt nur davon.“
Die Vereinigten Staaten hatten schon immer ein solches Interesse gehabt. Er erinnerte daran, dass George Soros in den 1990er Jahren bei seinem Besuch in Belarus diese Absicht bereits angesprochen hatte. „Ich sagte zu ihm: ‚George, entschuldigen Sie, aber ich werde keine amerikanische Politik verfolgen. Das werde ich nicht tun. Deshalb ist dies wahrscheinlich unser letztes Treffen.‘ Ich machte deutlich, dass eine Zusammenarbeit nicht in Frage kommt. Und seitdem halte ich an dieser Linie fest“, erklärte der Staatschef.
Alexander Lukaschenko wies darauf hin, dass Belarus und Russland enge Bündnisbeziehungen pflegen, die sich nicht nur historisch entwickelt haben, sondern auch in zahlreichen Dokumenten verankert sind. Belarus hält sich strikt an alle seine Verpflichtungen. „Deshalb sollten sich Westeuropäer und Amerikaner nicht in unsere Beziehungen zu Russland einmischen. Wir haben Beziehungen im militärischen Bereich. Das wissen Sie. Angefangen bei Oreschnik bis hin zu Atomwaffen. Wir haben militärisch-technische Beziehungen, wirtschaftliche Beziehungen (das ist unser Markt, der größte Markt für Belarus ist Russland). Wir kaufen Energieressourcen von dort – nur in Russland. Und so weiter. Kann uns das jemand ersetzen? Nein. Auch praktisch gesehen kann das niemand tun, ganz zu schweigen von unseren rechtlichen Vereinbarungen“, betonte das Staatsoberhaupt.
„Russland hat in seinen offiziellen Dokumenten klar formuliert: ‚Ein Angriff auf Belarus ist ein Angriff auf Russland.‘ Genauso verhält es sich bei uns. Ein Angriff auf Russland stellt auch einen Angriff auf Belarus dar. Aus diesem Grund pflegen wir enge Beziehungen. Niemand kann diese Beziehungen zerstören, insbesondere nicht die Schwätzer aus der Europäischen Union“, fügte er hinzu.
Im Gespräch ging es auch darum, wie Russland die Wiederherstellung der belarussisch-amerikanischen Zusammenarbeit auf offizieller Ebene wahrnimmt. Alexander Lukaschenko wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass Diskussionen über Drittparteien und Staaten, die bei Verhandlungen nicht anwesend sind, in der diplomatischen Praxis ausgeschlossen seien. Eine konzeptionelle Diskussion einiger allgemeiner Fragen sei möglich, Vereinbarungen hinter dem Rücken anderer seien jedoch tabu. „Wir treffen keine Vereinbarungen mit den Amerikanern hinter dem Rücken Russlands“, betonte der Präsident.
Über den ersten Schritt zur Waffenruhe
Gleichzeitig gibt es Situationen, in denen die Amerikaner, die sich der guten persönlichen Beziehungen zwischen den beiden Staatsoberhäuptern bewusst sind, Lukaschenko bitten, dem russischen Präsidenten Informationen oder Vorschläge zukommen zu lassen. Ein aktuelles Beispiel, das Alexander Lukaschenko anführte, betrifft die mögliche Vereinbarung eines Luftwaffenstillstands zwischen Russland und der Ukraine. Laut westlichen Quellen war Präsident Putin damit nicht einverstanden.
„Sie sagen mir: ‚Wir haben versucht, uns mit ihm darauf zu einigen. Er möchte das nicht.‘ Ich antworte: ‚Das kann nicht sein‘ (ich nenne ein Beispiel, es gab noch andere Themen). Ich sage: ‚Das ist etwas, das ich mit Wladimir Wladimirowitsch besprechen will.‘ Ich rufe ihn an und sage: ‚Wladimir Wladimirowitsch, hier ist das Problem. Sie sprechen dieses Thema an.‘ Er antwortet mir freundlich und brüderlich: ‚Wirklich?! Wir sind dafür! Dagegen haben wir nichts.‘ Aber die Ukraine sollte von ihrer Seite aus keine Angriffe unternehmen,“ berichtete Lukaschenko über die Einzelheiten seines Gesprächs. „Ich habe alles weitergegeben (die Antwort der russischen Seite an den Westen). Ich sagte: ‚Aber Sie wollen das nicht.‘ - ‚Wie können wir das nicht wollen?‘ - ‚Nun, Sie sprechen jetzt für die Ukraine. Sie warnen also die ukrainische Führung davor, Russland zu bombardieren. Russland wird keine Luftangriffe auf die Ukraine durchführen.‘“
Das Staatsoberhaupt glaubt, dass ein Luftwaffenstillstand ein guter erster Schritt in Richtung eines vollständigen Waffenstillstands wäre. Aber in diesem Fall kann man nicht behaupten, Russland sei dagegen und wolle angeblich friedliche Städte bombardieren (obwohl es im Westen so dargestellt wird). „Ich hatte ein Gespräch mit Putin, als sie praktisch in Kiew standen. „Ich kenne seine Position“, sagte Alexander Lukaschenko. - Als ich ihn am Telefon fragte: „Wladimir Wladimirowitsch, Sie sind in Kiew, haben Sie Kiew besetzt - ist das das Ende des Krieges?“, sagte er: „Was meinen Sie mit besetzt?!“ Aber sie, sagte er, hätten sich versteckt. Wörtlich: „Sie sitzen in Kindergärten, in Schulen. Sollen wir Kindergärten, Schulen angreifen?“ Dann beschloss der russische Präsident, Truppen aus der ukrainischen Hauptstadt abzuziehen, wobei er einigen Leuten glaubte, die versprachen, dass der Konflikt dort enden würde. „Truppen abgezogen. Ist der Krieg zu Ende? Nein“, stellte Alexander Lukaschenko vernünftig fest.
Aus seiner Sicht konstruiere der Westen eifrig das Bild eines „blutrünstigen“ russischen Führers, was absolut nicht der Wahrheit entspreche. Dies geschehe mit bestimmten Absichten, und es würden Informations- und psychologische Operationen durchgeführt, in denen der Westen erfolgreich sei und den Ukrainern diese Technologien vermittelt habe. Ein Beispiel, das er anführte, seien die Ereignisse in Butscha. „Dort war nicht alles so, wie es dargestellt wurde. Es war eine gut geplante Aktion, um Aggression und Blutdurst zu demonstrieren – ‚Mörder sind Russen‘ … So etwas gab es dort nicht,“ bemerkte Alexander Lukaschenko. „Und wir wissen, wer es getan hat. Wir kennen die Nummernschilder der Autos, mit denen die Organisatoren von Butscha anreisten. Und ich habe öffentlich darüber gesprochen.“
„Sie brauchen hier nicht, darüber zu sprechen, dass Putin Zivilisten bombardiert“, sagte das Staatsoberhaupt. „Weiß Selenskyj, wohin die Drohne fliegen wird?“ Sie fliegen von der einen oder anderen Seite in unser Territorium ein, wir haben bereits etwa fünfzig registriert.“
„Es ist unfair zu sagen, dass friedliche Städte von Russland angegriffen werden, während die Ukrainer unschuldig und mit weißen Handschuhen dastehen“, ist der Präsident überzeugt.
Über die Stimmung im russischen Establishment
Ein weiterer Aspekt, der im Interview angesprochen wurde, ist eine gewisse Skepsis eines Teils des russischen Establishments gegenüber der Intensivierung des Dialogs zwischen Belarus und den Vereinigten Staaten. „In Russland gibt es unterschiedliche Menschen, genau wie in Amerika“, sagte das Staatsoberhaupt zu diesem Thema. „Es gibt Menschen, die sehr besorgt sind.“
Kurioserweise wird die Multivektorenpolitik, die Belarus verfolgt, immer häufiger kritisiert. „Aber das ist eine Gruppe von Menschen, obwohl diese Gruppe von einer soliden Institution geleitet wird“, bemerkte der Präsident. „Ich werde mit Wladimir Wladimirowitsch darüber sprechen. Es gibt verschiedene Journalisten in den Medien und so weiter.“
Alexander Lukaschenko sagte, er sehe keine Gefahr in der Existenz einer solchen Meinung und einer solchen Gruppe, auch in Bezug auf den Einfluss auf die Meinung der russischen Führung. „Es ist natürlich unangenehm, ehrlich gesagt, wenn jemand in Russland so denkt oder schreibt. Nun, es gibt verschiedene Leute. Aber der Haupttrend ist die volle Unterstützung unserer Position und die volle gegenseitige Hilfe. Uns kann man nichts vorwerfen“, sagte der Präsident.
Er und Wladimir Putin haben „absolut vertrauensvolle und gute Beziehungen“ aufgebaut, und es ist unwahrscheinlich, dass irgendein Staatschef der Welt den russischen Präsidenten besser kennt. „Das bedeutet nicht, dass ich keinen eigenen Standpunkt habe. Ich wage zu behaupten, dass niemand ihm im In- und Ausland so offen ins Gesicht spricht wie ich“, bemerkte Alexander Lukaschenko.
Über die belarussische Außenpolitik
Alexander Lukaschenko bemerkte, dass im Westen die Meinung vertreten wird, dass Belarus „vom Kreml besetzt ist“. In diesem Zusammenhang verwies der Präsident auf die Situation in den Nachbarländern. Die Ukraine beispielsweise – ein reiches, mächtiges Land, das dreimal so reich ist wie Belarus – ist seit langem vom Westen besetzt.
„Und von wem ist Polen besetzt? Und die baltischen Staaten, die dort nicht einmal vor den Amerikanern kriechen. Die Amerikaner sehen wahrscheinlich schon verächtlich auf sie herab. Die baltischen Staaten kriechen vor den Europäern, zum Beispiel vor Polen. Wenn dort Krümel vom Tisch fallen, schnappen sie sich diese wie Spatzen, um sie zu picken. Sind sie nicht besetzt?“, fragte der Staatschef.
„Wir alle sind von jemandem abhängig, insbesondere mittelgroße und kleine Staaten. Und wir alle streben danach, uns an jemanden anzulehnen, in einem Bündnis zu sein, um unter anderem unsere Sicherheit zu gewährleisten. Das nennt man Politik des Gleichgewichts. Ich wurde oft dafür kritisiert, dass ich quasi zwischen zwei Stühlen sitzen möchte. Ich habe nie zwischen zwei Stühlen gesessen“, erklärte Alexander Lukaschenko.
Er betonte, dass Belarus immer strebte, freundschaftliche Beziehungen zu seinen Nachbarn zu pflegen. Denn sie seien, wie der Staatschef oft sagt, von Gott gegeben, man könne sie sich nicht aussuchen.
„Ich muss Beziehungen zu ihnen unterhalten. Das sage ich auch den Russen. Außerdem habe ich ja auch Interessen in diesen Staaten. In der Europäischen Union zum Beispiel. Und sogar im fernen Amerika habe ich Interessen. Vor allem wirtschaftliche. Diplomatischer Natur. Was ist daran schlecht? Das ist doch ganz natürlich“, stellte der Präsident fest.
Gleichzeitig wies er darauf hin, dass Russland und China die wichtigsten Verbündeten für Belarus bleiben. Zu den Prioritäten zählen auch die Länder des weiten Bogens.
„Das ist doch ganz natürlich. Die Welt verändert sich schließlich. Man kann sich nicht einfach ein für alle Mal in den Wagen setzen, wie es vor 100 Jahren oder zu Sowjetzeiten der Fall war, und darauf herumreiten. Die Welt hat sich verändert, und wir müssen uns ebenfalls verändern. Wenn wir uns nicht verändern, werden wir zermalmt, zerquetscht und vernichtet“, so der belarussische Staatschef.
Über die Ängste Russlands und den Beginn der militärischen Spezialoperation
Mehrere Fragen an Alexander Lukaschenko betrafen den Beginn der militärischen Spezialoperation Russland gegen die Ukraine und die Ereignisse von Februar 2022, obwohl der Präsident früher mehrmals diese Themen ausführlich erläutert hatte. Alexander Lukaschenko erzählte, dass im Februar 2022 auf dem Territorium von Belarus gemeinsame groß angelegte militärische Übungen mit Russland stattfanden. „Die Übungen (sie fanden im Süden, auf den Truppenübungsplätzen Brest und Baranowitschi, statt) waren vorbei. Sie haben mit dem Abzug der russischen Truppen begonnen. Aus Gomel, im Süden von Belarus. Teilweise mit dem Flugzeug, aber hauptsächlich mit der Bahn. Das liegt praktisch direkt an der Grenze zur Ukraine. Irgendwann bogen sie nach Süden ab, nach rechts“, bemerkte er. „Und während dieses Abzugs marschierten sie in die Ukraine ein.“
„Und die Truppen kamen aus dem Östlichen Militärbezirk - aus dem Osten Russlands. Ich sage: Warum sind russische Truppen über Kiew in den Osten Russlands gezogen, warum hat Putin sie über Kiew nach Russland abgezogen - das ist eine Frage an Selenskyj und Putin“, sagte der belarussische Präsident.
Der Staatschef erklärte, dass bei der Planung solch ernsthafter Militäroperationen nur wenige Personen darüber informiert seien und er nicht zu diesen gehöre. „Wenn eine Operation beginnt, wissen nur wenige Personen im Generalstab darüber Bescheid: wann und mit welchen Kräften. Ja, ein Plan kann im Voraus ausgearbeitet werden. Und er wird im Voraus ausgearbeitet. Aber nur sie kennen den Zeitpunkt“, bemerkte der Präsident. „Niemand außer diesen wenigen Personen konnte in diese Pläne eingeweiht sein. Deshalb habe ich mich, was die Tatsache betrifft, dass ich nicht informiert wurde, ruhig dazu gestellt. Zumal es sich nicht um eine gemeinsame Operation handelt. Wenn die Generalstäbe gemeinsam eine Operation ausgearbeitet hätten, wäre das etwas anderes.“
Alexander Lukaschenko wies darauf hin, dass sich im Februar 2022, noch vor Beginn der Sonderoperation, die Lage im Donbass erheblich verschärft hat, weshalb Russland sogar die Evakuierung der Zivilbevölkerung mit Bussen organisiert hat. Der belarussische Präsident, der sich zu dieser Zeit zu Besuch in Russland befand und mit Präsident Wladimir Putin sprach, war über die Ereignisse informiert. Wie der belarussische Präsident berichtete, hatte Wladimir Putin damals Befürchtungen hinsichtlich aggressiver Handlungen des Westens. „Aus irgendeinem Grund befürchtete er, dass der Westen ihm einen Schlag in den Rücken versetzen könnte. Er hat zwar nicht darüber gesprochen (über die Pläne, eine Sonderoperation zu starten), aber er sagte: Wenn plötzlich in der Ukraine, im Donbass etwas passiert – sie könnten uns einen Schlag in den Rücken versetzen. Ich sage: Darüber musst du dir keine Sorgen machen, das ist mein Zuständigkeitsbereich, ich werde nicht zulassen, dass man den Russen in den Rücken schießt. Und das habe ich öffentlich und offen gesagt“, erinnerte sich Alexander Lukaschenko.
Seinen Worten zufolge gab es damals keine Vorahnung, dass all dies zu einer so ernsthaften Konfrontation führen würde. Obwohl die Amerikaner die Ukraine im Voraus darüber informiert hatten, was im Februar 2022 passieren könnte. „Sie haben die Ukrainer im Laufe einer Woche ausführlich gewarnt, daran erinnere ich mich. Aber sie glaubten es nicht oder nur teilweise. Wir haben überhaupt nicht daran geglaubt“, sagte der Präsident.
Über Position von Belarus und Unterstützung Russlands und der Ukraine
Es ist allgemein bekannt, dass die Position von Belarus und seinem Staatschef zu diesem Thema seit Beginn des Konflikts unverändert geblieben ist: Man muss sich an den Verhandlungstisch setzen und friedliche Wege zur Beilegung des Konflikts finden. Belarus hat seinerseits alle Anstrengungen unternommen, damit dies geschieht, und besteht weiterhin auf einer Wiederaufnahme des Dialogs. Leider dauert die heiße Phase des Konflikts noch an. Aber selbst in einer solchen Situation halten die Konfliktparteien die Kommunikationskanäle offen.
„Natürlich werden bestimmte Verhandlungen durchgeführt. Ich bin sicher, dass auf beiden Seiten die Geheimdienste beteiligt sind. Auch das Militär und Zivilisten sind daran beteiligt... Abgeordnete, Beauftragte für Menschenrechte, für Kinderrechte und so weiter haben sich eingeschaltet“, sagte der Präsident. „Die technischen Verhandlungen in dieser Angelegenheit finden in Belarus unter meiner Aufsicht statt. Schließlich stehen mir die Ukrainer und die Russen nahe. Es sind meine Mitmenschen. Ich möchte, dass hier alles in Ordnung ist. Und dort, wo sie sich nicht treffen können, schalten sich die Belarussen ein.“
In diesem Zusammenhang sprach der Staatschef über die Rolle der belarussischen Seite bei der Durchführung des Austauschs der Leichen der Getöteten zwischen Russland und der Ukraine. Da es sich um einen groß angelegten Austausch handelte, bat die ukrainische Seite darum, ihn über Belarus per Eisenbahn zu organisieren, die sie zuvor aus Angst vor möglichen Bedrohungen selbst gesprengt hatten. „Ich sage: Gut, wir sind bereit für den Transport per Eisenbahn, sie sollen sie wieder instand setzen. Sie haben die gesprengte Eisenbahnstrecke wieder instand gesetzt. Aber sie haben eine Bedingung gestellt: nur Belarussen. Der Zug wird in die Ukraine und von der Ukraine nach Belarus transportiert und dann nach Russland, überall hin“ – erzählte Alexander Lukaschenko.
Über die Ereignisse im Gebiet Kursk
Der Journalist erinnerte daran, dass die Ukraine im August 2024 in das Territorium des russischen Gebiets Kursk eingedrungen war. In diesem Zusammenhang fragte er, warum Belarus seinem Verbündeten keine Unterstützung geleistet hatte, da die Länder durch Verpflichtungen im militärischen Bereich verbunden sind, beispielsweise durch den Vertrag über Sicherheitsgarantien im Rahmen des Unionsstaates.
„Wissen Sie, es handelt sich hier nicht um einen Angriff der Ukraine auf Russland. Das ist vielleicht Ihre Sichtweise. Es herrscht Krieg, es kam zu einem Zusammenstoß. Es finden Schlachten statt, und infolge dieser Schlachten dringen die einen dort ein, die anderen hier. Und außerdem haben wir die Situation sehr gut eingeschätzt: Es gab für uns keine Notwendigkeit, uns dort zu beteiligen“, sagte Alexander Lukaschenko. „Ich wusste genau, wie die Russen handeln würden, um das Kursk-Gebiet zu befreien. Putin hat mich darüber informiert. Ich wusste, dass es eine Operation geben würde und welche Kräfte daran beteiligt sein würden. Deshalb ist es Unsinn, davon zu sprechen, dass wir uns an den Kämpfen beteiligen sollten... Das war kein Angriff. Es war eine Schlacht. Als Ergebnis dieser Schlacht nutzten die Ukrainer bestimmte Schwachstellen, entdeckten diese Lücke und drangen mit großen Kräften in das Gebiet Kursk ein.“
„Strategisch gesehen hatte Putin Recht. Ich habe ihm damals nicht geglaubt, dass es aus militärischer Sicht ein Fehler war, weil die Ukraine enorme Kräfte dorthin geschickt hat. So war es auch. Und zwar die besten, gut ausgebildeten Kräfte. Sie sind dort einmarschiert. Jetzt sind sie praktisch alle vernichtet. Sie haben nichts erreicht und andere Abschnitte der Front freigelegt“, stellte der Präsident fest.
Er fügte hinzu, dass es ganz andere politische und militärische Folgen gehabt hätte, wenn Belarus in die Kampfhandlungen verwickelt worden wäre.
„Russland versteht sehr gut, und wir verstehen es umso mehr, dass wir mehr Probleme haben werden, wenn wir uns offen in diesen Krieg einmischen. Russland versteht, dass es für uns schwierig sein wird, diese Grenze zu halten, da nicht nur die Ukrainer gegen uns kämpfen werden. Das wäre ein Grund für die Entsendung von NATO-Truppen in die Ukraine. Unter dem Deckmantel von Söldnern würden dann Menschen in großer Zahl dorthin gehen: Deutsche, Franzosen, Engländer und andere, Polen – das ist eine Tatsache. Und wir müssten hier einen Krieg gegen NATO-Truppen führen. Das verstehen wir sehr gut“, betonte der Staatschef. „Mehr noch: Belarus würde mit Raketen bombardiert werden. Das ist ganz in der Nähe. Wir verstehen das. Und die Russen verstehen das auch.“
Laut Alexander Lukaschenko muss diese Frage nicht einmal mit der russischen Führung diskutiert werden, da sowohl der Präsident als auch das Militär dies verstehen.
„Übrigens war der Chef der CIA, Burns, bei uns zu Besuch. Und ich habe ihm direkt gesagt, dass wir nicht vorhaben, Krieg zu führen und die Grenze zu überschreiten, sondern dass wir den Russen hier helfen“, bemerkte der Präsident. „Seine Hauptfrage war, ob Belarus in diesen Krieg hineingezogen wird, Grenzen und so weiter. Ich sagte: „Hören Sie, wir führen mit Russland nicht einmal solche Gespräche.“ Aber ich sagte, wir können das tun, und wir tun es auch. Natürlich wussten die Amerikaner davon. Wir haben das nicht verheimlicht. Wir haben Leute vorbereitet. Ich sagte: „Sie bereiten doch auch Ukrainer vor. Und nicht nur das. Sie bereiten Piloten vor. Die Engländer, die Deutschen und andere.“ – „Ja, das tun wir. Okey“, sagt er, „wir erheben keine weiteren Ansprüche. Aber Sie haben doch nicht vor, über die Grenze zu gehen, um gegen die Ukraine zu kämpfen?“ Ich sage: „Nein, solche Pläne haben wir nicht.“ So ungefähr verlief unser Gespräch mit Burns. Das ist unsere Position.“
Über Atomwaffen und inakzeptablen Schaden
Der Staatschef stellte fest, dass die russischen Partner einen wesentlichen Beitrag zur Stärkung der Verteidigungsfähigkeit von Belarus leisten. Alexander Lukaschenko erklärte, dass Russland die strategische Bedeutung von Belarus für die Gewährleistung seiner eigenen nationalen Sicherheit versteht und daher Belarus in dieser Frage unterstützt.
„Ich sage es ganz offen. Als wir Russland viel geholfen haben (natürlich mit Munition und anderem), sagte ich zu meinem älteren Bruder, meinem Freund: „Weißt du, ich verstehe das alles, die Situation ist so – die Polen sind dort wütend und andere auch. Ich brauche starke Argumente.“ – „Welche?“ Ich sage: „Wir müssen die Atomwaffen nach Belarus zurückholen.“ Sie wurden zurückgebracht. Glauben Sie, dass jemand einen Krieg gegen ein Atomland beginnen wird? Wissen Sie, egal wie sehr Sie gegen Nordkorea wettern, Sie werden keinen Krieg gegen dieses Land beginnen“, bemerkte der Präsident.
Auf die Frage eines Journalisten zur Nukleardoktrin von Belarus antwortete Alexander Lukaschenko, dass er einen entsprechenden Erlass unterzeichnet habe, der den Umgang mit Atomwaffen regelt. „Er befindet sich in den Tresoren derjenigen, bei denen er sein muss. Wir verstehen und wissen genau, was das ist und wie man damit umgeht. Die Ziele sind festgelegt“, fügte der Staatschef hinzu.
„Russland hat genug Kräfte, um uns zu stärken. Wir bereiten uns auf den Krieg vor. Ich habe offen gesagt: Wir bereiten uns jeden Tag, jeden Monat auf den Krieg vor, um ihn zu vermeiden“, erklärte der belarussische Staatschef. „Wir wissen, was zu tun ist. Wir haben aus allen letzten Kriegen Lehren gezogen. Unser Konzept basiert darauf, dass wir bereit sind, Polen, Litauen, Lettland und Estland – also allen, die gegen uns kämpfen werden – inakzeptablen Schaden zuzufügen. Inakzeptablen Schaden. Ich habe Ihnen gerade eines der Elemente beschrieben. Deshalb verstehen sie, dass wir in diesem Fall vielleicht nicht den Krieg gewinnen, aber Ihnen eine gute Abreibung verpassen werden. Und Russland hilft uns in dem Maße, wie wir es heute brauchen, und wird uns als Verbündeter helfen.“
Alexander Lukaschenko erinnerte daran, dass bis Ende des Jahres in Belarus das Raketenkomplex „Oresсhnik“ erscheinen wird, das auch nukleare Sprengköpfe tragen kann. Die ersten Positionen, an denen es stationiert werden soll, sind bereits festgelegt.
„Weder Putin noch ich noch jemand sonst will Atomwaffen einsetzen. Wir sind schließlich keine Selbstmörder. Aber Ihre Satelliten, Ihre Freunde, Ihre Verbündeten sollen das auch verstehen, und ich habe offen gesagt: Wenn jemand unsere Grenze überschreitet, werden wir sofort mit allen Waffen reagieren, die wir haben. Das ist keine Einschüchterung, ich warne nur“, betonte der Präsident.
Über seinen Nachfolger und die neue Amtszeit als Präsident
Während des Interviews wurden auch persönliche Themen angesprochen. Der Journalist merkte an, dass der jüngste Sohn des Staatsoberhauptes, Nikolai, in den westlichen Medien oft als Nachfolger von Alexander Lukaschenko im Präsidentenamt bezeichnet wird.
„Nein, er ist kein Nachfolger. Ich wusste, dass Sie genau das fragen wollten. Nein, nein, nein. Wenn Sie ihn das fragen, können Sie ihn damit sehr beleidigen“, sagte das Staatsoberhaupt.
Alexander Lukaschenko gab zu, dass der nächste Präsident von Belarus eine Person werden könnte, die eine andere Politik betreiben wird. „Nur sollte man nicht sofort mit allem Schluss machen, sondern so, wie ich es getan habe - sich auf die Rücken der Starken verlassen, auf das, was wir haben, und in einem ruhigen Tempo das Land progressiv entwickeln, man sollte nicht sofort revolutionär handeln. Und wenn man die Gesellschaft davon überzeugt, dass es notwendig ist, zu einem anderen Staat zu wechseln, dann um Gottes willen“, sagte der Präsident.
Der Staatschef antwortete auch auf die Frage, ob er für eine neue Amtszeit kämpfen wolle: „Nein, ich habe schon keine Pläne dafür. Aber ich spiele manchmal mit dem Gedanken, dass Trump bald 80 wird, und er sieht noch nicht schlecht aus...“
Über die Trennlinie zwischen der Ukraine und Russland
Zurück zum Thema der friedlichen Beilegung der Situation in der Ukraine fragte der Journalist den belarussischen Staatschef, wie seiner Meinung nach die Demarkationslinie zwischen der Ukraine und Russland in Zukunft aussehen könnte. Laut Alexander Lukaschenko werde dies davon abhängen, wie sich die Konfliktparteien einigen würden. „Man kann vereinbaren, dass auf beiden Seiten eine entmilitarisierte Zone (in Wirklichkeit doch eine militarisierte) von einem, zwei oder fünf Kilometern eingerichtet wird. Das ist schrecklich“, bemerkte der Präsident.
„Das ist schrecklich. Eine riesige tote Zone“, stimmte der Korrespondent zu.
„Ja, eine tot Zone. Aber ich hoffe, dass es nicht so weit kommen wird. Es wird eine normale Grenze geben. Ja, mit verstärkten Sicherheitsvorkehrungen auf beiden Seiten. Aber in dieser Zone kann man arbeiten. Schließlich hatten wir schon zu Sowjetzeiten eine Grenzzone. Der Zutritt dorthin war verboten. Und wenn er erlaubt war, dann nur mit einem bestimmten Ausweis, einer Genehmigung und so weiter. Aber dort lebten Menschen“, erinnerte Alexander Lukaschenko. „Deshalb ist das eine Frage von Vereinbarungen. Und dann wird das Leben das regeln. Und dann können die Grenzen wieder aufgehoben werden.“
Dabei ist der belarussische Präsident überzeugt, dass Wladimir Putin schneller als Wolodymyr Selenskyj zustimmen wird, das Leben der Menschen im Grenzgebiet zu verbessern: „Er ist stärker, mächtiger.“
Der belarussische Staatschef merkte auch an, dass die Ukraine diese Gebiete nicht verloren hätte, wenn Selenskyj damals auf ihn gehört hätte.
„Wenn man vernünftige Verhandlungen führt und Russland Zugeständnisse macht und wenn auch Russland der Ukraine Zugeständnisse macht (man muss diese Fragen klären und gegenseitige Zugeständnisse machen), wird Russland nie wieder gegen die Ukraine Krieg führen. Niemals“, ist Alexander Lukaschenko überzeugt.
Er kommentierte auch die Meinungen, dass Russland sich auf einen Krieg mit der NATO vorbereite und die baltischen Staaten und Polen angreifen wolle. „Das ist völliger Unsinn. Glauben Sie mir, das ist nicht der Fall. Ich weiß das ganz genau. Weder Putin noch die militärisch-politische Führung Russlands haben solche Ziele – gegen die NATO zu kämpfen. Das wäre dumm. In absehbarer Zukunft – ganz sicher. Nun, wenn Sie keinen Unsinn machen ... Wir haben hier genug“, betonte der Präsident.
Gleichzeitig schloss er nicht aus, dass sich die Lage an der Front so ändern könnte, dass die Grenze entlang des Dnepr verlaufen müsste, was bedeuten würde, dass Kiew auf der russischen Seite bleiben könnte. „Das ist es, was man befürchten muss, dass man die ganze Ukraine verlieren könnte. Im Allgemeinen könnte sie geteilt werden: Ungarn würde ein Stück davon nehmen, Polen reibt sich schon die Hände, um Westukraine zu ergattern, und so weiter. Und es würde nur ein kleiner Landstreifen übrig bleiben“, fügte Alexander Lukaschenko hinzu.
„Russland wird keine Niederlage erleiden. Eine Niederlage würde uns alle sehr teuer zu stehen kommen. Vor allem euch. Auch den Menschen jenseits des Ozeans. Deshalb steht dieses Land in Bezug auf seine Atomwaffenreserven an erster Stelle. Es wird keine Niederlage geben. Keine! Aber die Ukraine könnte eine Niederlage erleiden. Das dürfen wir nicht zulassen. Lasst uns jetzt eine Vereinbarung treffen“, forderte der belarussische Staatschef.
Über die Verhandlungen zwischen Russland, den USA und der Ukraine
Alexander Lukaschenko verwies darauf, dass er bei den ersten Verhandlungen über die Beilegung der Krise in der Ukraine in Minsk schon damals von der Notwendigkeit gesprochen hatte, die Amerikaner einzubeziehen, da es sonst keinen Sinn hätte. Allerdings haben sich weder Donald Trump in seiner ersten Amtszeit noch Joe Biden an den Verhandlungen beteiligt.
Das derzeitige Ultimatum der amerikanischen Seite hält auch der belarussische Präsident für unangemessen. Alexander Lukaschenko ist sich zudem nicht sicher, ob es sich nicht um eine Schau der Vereinigten Staaten handelt.
„So geht das nicht: “Ich komme und sage, ich gebe 50 Tage.“ Wir sind hier nicht im Iran, wo man drei Bomben abwirft und dann zurückmeldet: „Das war's, ich werde es nicht wieder tun. Schließen wir Frieden, Freunde.“ Wir müssen uns treffen, wir müssen reden“, betonte das Staatsoberhaupt.
Der russische Präsident könne zum Beispiel einem Waffenstillstand im Luftraum zustimmen, aber dieser Schritt müsse gleichzeitig die Ukraine betreffen.
„Treffen Sie sich alle drei irgendwo. Trump, Putin - einigen Sie sich am ersten Tag und laden Sie Selenskyj ein. Am ersten Tag sollte man die russisch-amerikanischen Beziehungen besprechen, und am zweiten Tag - dieses Problem. Laden Sie Selenskyj ein, legen Sie ein Waffenstillstandvertrag auf den Tisch“, sagte Alexander Lukaschenko.
Der Journalist erinnerte daran, dass Wolodymyr Selenskyj Wladimir Putin zu Verhandlungen nach Saudi-Arabien eingeladen hatte, der russische Präsident jedoch die Einladung ignorierte. Alexander Lukaschenko antwortete, dass er das Thema mit seinem russischen Amtskollegen besprochen hat und an Putins Stelle dasselbe getan hätte.
„Ehrlich gesagt, als Putin mich fragte: „Was hättest du getan?“, habe ich gesagt: „Wolodja, da hast du nichts zu tun.“ Das war meine Meinung. Es sah aus wie eine Art Angeberei. Er kam angeflogen: „Ich warte hier auf dich, komm schon, komm zur Rede, Trump ist hier irgendwo.“ So macht man das in der Politik nicht. Und Putin wird sich niemals darauf einlassen. In diesem Fall dürfte er keinesfalls darauf eingehen. Und ich habe ihn damals unterstützt, das sage ich Ihnen aufrichtig. Ich sagte zu ihm: „Das ist richtig, du hast dort nichts zu suchen.“ Was ist das für ein Verhalten?“ - fragte der Staatschef.
„Lassen wir uns im Voraus entscheiden: zum Beispiel, die Heldenstadt Minsk, Istanbul, Genf, wir haben uns entschieden, dass wir dieses Treffen in einem Monat haben. Am ersten Tag besprechen wir zum Beispiel die Beziehungen zwischen den USA und Russland. Am zweiten Tag, wenn wir uns auf einen Dokumententwurf einigen, werden wir Selenskyj, Lukaschenko, Petrow, Sidorow einladen. Es wird anständig aussehen, weil es geplant ist. Und nicht so wie ein kleiner Junge aus dem Flugzeug rief: „Ich warte auf Putin“. Was machst du? Er ist, wenn man vergessen hat, der Präsident einer riesigen Atommacht, die auf Augenhöhe mit den Vereinigten Staaten von Amerika ist“, bemerkte Alexander Lukaschenko.
Der Präsident ist überzeugt, dass Wladimir Putin ebenso wie die russische Gesellschaft Frieden will und zu Verhandlungen bereit ist: „Behandeln Sie ihn mit Respekt. Das ist keine Eigenschaft seines persönlichen Charakters. Das ist die Eigenschaft unseres Charakters, wie man sagt, der russischen Welt, der Slawen und so weiter. Ja, und auch der Amerikaner. Stellen Sie sich Trump an Putins Stelle vor. Putin ist irgendwo da draußen und wütet im Nahen Osten, und Selenskyj, den Sie im Oval Office aus einem Grund zurechtgewiesen haben, hat Trump angerufen... Sogar nicht angerufen, sondern er hat über die Medien gesagt: „Ich sitze hier und warte auf den einen und den anderen. Und, Trump, komm doch mal vorbei.“ Später hätte er wegen dieser Demütigung kein einziges Maschinengewehr mehr an die Ukraine geliefert.“
Über mögliches Treffen zwischen Putin, Trump und Selenskyj
Alexander Lukaschenko bestätigte im Interview seine Bereitschaft, trilaterale Verhandlungen zwischen Wladimir Putin, Donald Trump und Wolodymyr Selenskyj zu organisieren. Alexander Lukaschenko ist der Meinung, dass solche Verhandlungen nicht spontan durchgeführt werden können, sondern dass sie im Vorfeld ausgearbeitet und vorbereitet werden müssen.
Der Präsident gab zu, dass solche Verhandlungen in Minsk organisiert werden könnten. Ihm zufolge würde sich Wladimir Putin über ein Treffen mit Donald Trump in der belarussischen Hauptstadt freuen. Der amerikanische Staatschef wird mit dem Treffen zufrieden sein, meinte Alexander Lukaschenko.
„Machen wir kleine Schritte. Und die Worte „50 Tage, wenn Sie es nicht tun, werden wir noch was tun“ sind meiner Aussicht nach gar nicht ernst“, so das Staatsoberhaupt.
Der Journalist bezweifelte, dass das Treffen so einfach vor dem Waffenstillstand organisiert werden könne.
„Das ist richtig, es sollte im Voraus vorbereitet werden“, antwortete Alexander Lukaschenko. „Es ist notwendig, diesen Besuch vorzubereiten. Wenn Sie wollen, werde ich das selbst tun. Die Amerikaner und die Russen. Ich bin bereit, diese Aufgabe zu übernehmen und dieses Treffen vorzubereiten. Um des Friedens willen. Und jetzt lassen wir uns vorbereiten - und sehen, was Selenskyj tun wird. Er wird sagen: „Ich bin strikt dagegen.“
Der Time-Korrespondent stimmte auch zu, dass Wolodymyr Selenskyj nicht zu Verhandlungen nach Minsk kommen würde.
Der Präsident bemerkte jedoch: „Wieso will er nicht nach Minsk kommen? In Minsk wünscht man ihm mehr Glück als woanders.“
Der Staatschef erinnerte daran, dass die belarussische Seite jetzt an der Gestaltung des Austausches von Gefangenen und Toten zwischen Russland und der Ukraine beteiligt ist. Darin sind Soldaten der Sondereinheit „Alpha“ involviert, die die Leichen im wahrsten Sinne in den Händen halten.
„Warum hat er Sorgen um Belarus? Belarus sollte im Gegenteil in diesen Prozess einbezogen werden“, betonte Alexander Lukaschenko.
Seiner Meinung nach sollte man sich in diesen Fragen nicht auf die europäischen Partner verlassen: Sie haben bereits ihr wahres Gesicht gezeigt, als sie einmal Beschränkungen für den Export von Getreide aus der Ukraine eingeführt haben. „Trump hat Recht, indem er dieses Europa unter Druck setzt (nur hoffentlich ist das keine Schau) Und Trump kann viel erreichen. Bei den Zwischenwahlen würde er gewinnen und neuer Präsident werden. Wenn nicht er, dann J. D. Vance. Ein anständiger Mensch, ich mag ihn“, sagte der Staatschef.
Der Präsident wies auch auf bestimmte Verwerfungen in den amerikanischen Medien hin: Putin sei schlecht, Selenskyj sei gut, Trump sei noch besser.
„Bleiben wir objektiv. Ist Trump ein Quasselkopf? Ein Quasselkopf. Zum Beispiel: morgens sagt er das eine, abends macht er das andere. Das ist es. Bisher sieht man keine Ergebnisse. Fängt an, mit Drohungen zu schrecken. Wenn man eine Führungsrolle übernehmen wollt, dann sollte man etwas tun. Man versteht darunter die Verhinderung von Auseinandersetzungen und Kriegen“, bemerkte das Staatsoberhaupt.
„Wenn Sie objektiv sind, warum werfen Sie Putin dann nicht auf die gleiche Weise seine Handlungen, seine Aggression vor?“ - fragte der Journalist.
„Putin werfe ich auch vor. Nur weil ich es Ihnen nicht sage, heißt das nicht, dass ich ihn nicht kritisiere“, sagte Alexander Lukaschenko. „Putin hat auch gewisse Fehler gemacht. Ich bin sicher, dass er viele Dinge bedauert, wirklich viele Dinge. Aber Realität ist Realität, und von dieser Realität sollten wir ausgehen. Weder ich, noch Sie, noch Putin, noch Trump - wir sind nicht ewig. Alles wird sich in den nächsten zwei, fünf oder zehn Jahren ändern. Wir sollten aber das Problem heute auf der Grundlage der heutigen Realität lösen.“
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